Am heutigen Sonntag habe ich mit vielen Gläubigen die beinahe gänzlich neu instandgesetzte und weitläufige Kreuzweg-Anlage auf den Kalvarienberg der Pfarre Weiz in der Gemeinde Thannhausen gesegnet. Für diese Feier hatte ich folgende Gedanken vorbereitet:
Wir leben Nachfolge Jesu Christi. Wir gehen in Seinen Fußspuren. Daher erleben wir in unserem Dasein daher immer wieder Kreuzwege, Herausforderungen, die uns an den Rand des persönlichen Abgrunds bringen. Dies dürfte wohl der innere Grund dafür sein, dass es zu einer beliebten Frömmigkeitsübung geworden ist, den letzten und alles entscheidenden Lebensweg unseres Herrn und Meisters, wie er uns in der Bibel überliefert ist, betend und betrachtend zu meditieren. Daher sei an dieser Stelle allen Danke gesagt, die mitgewirkt haben, dass dieser Kreuzweg mit einer ihm eigenen Stationenfolge wieder erstehen konnte.
Wir sind eben betend diesen Weg gegangen. Entlang der Stationen, die seit 275 Jahren Menschen das Leiden und Sterben Christi betrachten haben lassen. Die Meditation dessen, was Jesus durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen für uns und auch jene, die nach uns kommen, erwirkt hat, ist von Bedeutung. Ja: Sein Weg, damals in Jerusalem geschunden und gepeinigt und endend draußen vor der Stadt am Kreuz ist auch heute ein ernsthaft zu betrachtender Weg … –
– für viele, die leiden und nicht mehr aus und ein wissen für sich und ihr Dasein, die der Pflege bedürfen, denen aufgrund von Krankheit alles Mögliche, was üblicher Weise mit „Leben“ verbunden wird, genommen wurde.
– für Menschen, denen am Beginn des Daseins wie auch am Ende des irdischen Daseins die Möglichkeit zu leben geraubt wird
– für Menschen, denen Lebensmöglichkeiten genommen werden, weil sie durch Krieg und Terror verzweifeln, weil sie die Folgen der Klimaänderung – die auch vom Menschen in den reichen Ländern der Welt und den Lebenskonsum mit verursacht wird – daran hindern, vor Ort weiterhin leben zu können
– für Menschen, denen bei uns Hoffnung auf Zukunft genommen wird, weil sie nicht arbeiten können
– für Menschen, deren Zukunftsexistenz scheinbar genommen wird, da sie sich nicht mehr einbringen können in die uns gewohnte Leistungsgesellschaft
– für Menschen, die anstehen, weil sie sich in einer ausweglosen Situation wähnen, egal ob diese von ihnen verschuldet oder nicht verschuldet wurde
– für Menschen, die blind sind oder taub für die Personen neben ihnen und die meinen, dass sie selbst der Nabel der Welt seien und damit alles sich um sie und ihre Interessen zu kreisen habe
– für Menschen wie du und ich in den kleinen und großen An- und Herausforderungen des eigenen Daseins.
Die von mir eben genannten Personengruppen sind keine vollständige Auflistung. Sie machen nur darauf aufmerksam, dass der Leidensweg Jesu in der einen oder anderen Form, mehr oder weniger deutlich wohl fast keinem Menschen erspart bleibt, wenn er in den Fußstapfen unseres Herrn und Meisters unterwegs ist. Gerade deshalb tut es gut und ist es sehr wertvoll, um Orte wie diese zu wissen, die schon viele Generationen von Menschen Trost finden haben lassen. Weil der Weg zu Ende gegangen eben nicht im Tod versinkt, sondern auf Gott hin und Sein ewiges Leben hin offen ist. Möge daher dieser Raum mitten in Gottes Schöpfung auch weiteren Generationen von Menschen jene Hoffnung zusprechen, die nicht genommen werden kann.