Lebensnotwendig

Luis Flavio Cappio ist mittlerweile 76 Jahre alt. Seit 26 Jahren ist er Bischof von Barra und hat sich immer auf die Seite der Kleinen und Armen gestellt (vgl. Luís Flávio Cappio – Wikipedia), deren Lebensader „Wasser“, versinnbildlicht im Rio Sao Francisco, immer wieder von anderen Interessen infragegestellt wird. Nach wie vor schläft er daher in einer Kapelle am Fluss, der für so viele wichtig ist, da und dort aber auch durch Industrie und wenig Beachtung von Nachhaltigkeitskriterien ausgenutzt wird …

Er ist eine beeindruckende Persönlichkeit, der in der Begegnung mit ihm seine große Zufriedenheit und Freude über unseren Papst zum Ausdruck gebracht hat: „Die am Rand werden wahrgenommen, die Kleinen …!“ Und ihnen das Evangelium zu bringen, damit sie Leben haben ist eine der vornehmsten Aufgaben, denen er sich widmet – auch wenn er hofft, bald durch einen guten und hier beheimateten Bischof abgelöst zu werden. Dies deshalb, weil die Wunden seit der Kolonialisierung nach wie vor nicht vernarbt sind: die Indigenen flohen vor den Kolonialherren, die sie versklaven wollten und brachten dann Afrikaner her … In dieser – armen – Gegend von Bahia, der sich so wenige wirklich annehmen wirkt dies nach wie vor nach. Daher hat er auch den neuen Gouverneur von Bahia erst vor kurzem gebeten, wirklich auf die Menschen zu schauen – der Küstenstreifen ist weit vorangeschritten, der Westen bzw. dessen Böden werden vielfach zu sehr ausgenutzt und wohl in den nächsten Jahrzehnten vielfach zugrundegehen. Die Gegend – den Rio Grande und Rio Sao Francisco entlang – wird aber zu wenig gesehen und damit die Interessen der hier Wohnenden, auch derer, die hier schon seit Jahrhunderten in Eintracht mit der ohnedies nicht sehr bevorteilten Natur nachhaltig leben.

Die Konflikte, bei denen vielfach die Kleinen das Nachsehen haben, werden in einer Gemeinde deutlich, in die wir eingeladen sind. Der Pfarrer betreut -zig Außenstellen in dieser Gegend zwischen den beiden großen Flüssen. Einige unter den Pfarrmitgliedern leben mit den „Großen“, andere wiederum wissen sich kaum zu helfen, wie sie weiterleben können angesichts derer, die ihre Lebensart im Einklang mit den Gegebenheiten, nicht bewahren wollen: die „Spaltung“ geht mittendurch – was heißt es hier, Einheit zu bringen, die nicht nur diese Gemeinde, nicht nur Brasilien, sondern eigentlich in unterschiedlichsten Akzenten die ganze Welt nötig hat?