Es gäbe „Kodifizieren des Glaubens in Regeln und Anweisungen, wie es die Schriftgelehrten, die Pharisäer und die Gesetzeshüter taten. Alles ist dann klar und ordentlich, aber das gläubige und suchende Volk wird weiter Hunger und Durst nach Gott haben.“ So sprach Papst Franziskus vor den Teilnehmern eines internationalen Kongresses über sein Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ am 19. September 2014. Der Wortlaut seiner Ansprache liegt – zumindest derzeit – nur italienisch vor; Radio Vatikan veröffentlichte Auszüge daraus auch auf deutsch.
Allein dieser Satz macht deutlich, wie positiv spannend das Leben ist: es gilt, das Evangelium – also die Treue zu Gott – im Heute unserer Tage – also Treue zur Welt und den Menschen – zu leben. Jede/r ist daher herausgefordert, Evangelium in die Tat umzusetzen und damit in jene oft komplexen Wirklichkeiten, die uns tagaus, -ein begegnen. Einfache Antworten sind meist plakativ und alles andere als geeignet die volle Wirklichkeit des Menschseins einzufangen. Andererseits: ohne die klaren und deutlichen Wegmarkierungen und Orientierungshilfen sind wir als Menschen oft und oft überfordert, wüssten wir wohl nur allzuoft weder aus noch ein.
Es kann also nicht darum gehen, bloß das Gesetz zu verteidigen, es gilt, sich mit den Menschen und daher auch mit unserem eigenen Dasein auf die Suche nach Gott zu machen und beständig das Fragen einzuüben: „Was bedeutet diese Orientierung, diese Wegmarkierung jetzt, heute und hier?“
So zu leben ist meines Erachtens alles andere als Beliebigkeit. Es ist eine Herausforderung, die sich täglich unter das „Kreuz“ begibt.