Wenn ich mit Menschen über die kommende Bischofssynode spreche, wird mitunter geäußert, dass es befremdlich sei, nicht über ein Thema zu handeln, sondern über die Synode selbst. Auf den ersten Blick stimmt diese Diagnose.
Unserem Papst, so wissen wir, ist es aber wichtig Prozesse in Gang zu setzen, weil diese wichtiger sein als Standpunkte[1]. Vielfach sind wir solches Denken nicht gewohnt. Gerade deswegen ist es gut und richtig, wenn wir uns als Kirche weltweit einüben in eine gewisse Art von Kirche- Sein, die jenseits des üblichen „oben und unten“, „links und rechts“, jenseits also der üblichen Polaritäten gelebt wird.
Gerade in unseren Tagen, in denen etwa immer aufgeregter debattiert wird, in denen mehr und mehr vielfach schon überwundene Verhaltensmuster neu aufkommen, scheint mir daher das Vorgehen des Papstes sehr sinnvoll. Bevor wir weltweit über Themen ins Gespräch kommen, gilt es, sich – gemeinsam, synodal eben – einzuüben in eine Art gemeinsame Unterscheidung. Ich bin gespannt, ob der Weg, den der Papst uns vorschlägt, wirklich gemeinsam ge- und begangen wird. Die Situationen des bloßen „Entweder – Oder“, die vielfach derzeit die veröffentlichten Meinungen prägen helfen hier eigentlich nicht weiter.
[1] Der verstorbene Jesuit Pater Bernd Hagenkord hat in seinem blog dies einmal so beschrieben (https://paterberndhagenkord.blog/das-franziskus-paradox/ 29.11.2021): „‚Zeit ist wichtiger als der Raum‘, nennt er [Papst Franziskus] das, also Prozesse sind wichtiger als das Einnehmen von Positionen. In einem solchen Prozess ist man aber in einer Position der Schwäche, Position einnehmen hingegen wäre eine Position der Stärke. Nehmen wir die gesamte Formulierung aus Evangelii Gaudium, Nr. 223: ‚Dieses Prinzip erlaubt uns, langfristig zu arbeiten, ohne davon besessen zu sein, sofortige Ergebnisse zu erzielen. Es hilft uns, schwierige und widrige Situationen mit Geduld zu ertragen oder Änderungen bei unseren Vorhaben hinzunehmen, die uns die Dynamik der Wirklichkeit auferlegt. Es lädt uns ein, die Spannung zwischen Fülle und Beschränkung anzunehmen, indem wir der Zeit die Priorität einräumen. Eine der Sünden, die wir gelegentlich in der sozialpolitischen Tätigkeit beobachten, besteht darin, dem Raum gegenüber der Zeit und den Abläufen Vorrang zu geben. Dem Raum Vorrang geben bedeutet sich vormachen, alles in der Gegenwart gelöst zu haben und alle Räume der Macht und der Selbstbestätigung in Besitz nehmen zu wollen. Damit werden die Prozesse eingefroren. Man beansprucht, sie aufzuhalten. Der Zeit Vorrang zu geben bedeutet sich damit zu befassen, Prozesse in Gang zu setzen anstatt Räume zu besitzen.‘ Und dann einige Sätze weiter: ‚Dies geschehe ohne Ängstlichkeit, sondern mit klaren Überzeugungen und mit Entschlossenheit.‘ Also nicht schwach.“