Wage zu träumen I

Eine Krise ist eine Zeit der Entscheidung: so zuversichtlich geht Papst Franziskus mit der COVID-Pandemie um. Das „persönlichste Buch“ des Papstes wie es mitunter bezeichnet wird, liest sich einfach und lädt ein, der Gedankenwelt des Bischofs von Rom angesichts der weltweiten Krise zu folgen. Er bedient sich in seinen Überlegungen, die nicht bloß Antworten auf Fragen von Austen Ivereigh sind, des Dreischritts, der uns im Übrigen auch in so manchen seiner Lehrschreiben begegnet, und mit „Sehen“ – „Urteilen“ (im Buch: „Wählen“) – „Handeln“ umschrieben ist.

Die Zeit der Entwicklung der Gedanken scheint die zwischen der eindrücklichen Geste am 27.3. – der Papst allein in der Dunkelheit im Regen am Petersplatz – und den ersten öffentlichen Auftritten im Herbst zu sein. Faszinierend, wie er – ergänzend zu „Fratelli tutti“ – deutlich macht, dass es in der „Welt nach Corona“ nicht einfach so weitergehen kann wie vorher, sondern geschwisterlicher. Denn: wenn „von den Rändern“ her auf die Welt geblickt wird, muss sich in ihr manches anders gestalten, sollen viele nicht vergessen werden.

Meist kurze Gedankenstränge unterteilen die drei großen Kapitel des Buches, die auch in sich gelesen und meist „meditiert“ werden können. Dass er dabei verschiedene und meist von ihm bekannte Aussagen zur Situation von Welt, Politik, Wirtschaft trifft und auch kirchliche Entwicklungen ungeschminkt beim Namen nennt, sind wir von ihm schon gewohnt. Mit diesen – immer wieder durch biblische Erzählungen unterfütterten – Gedanken wird erneut ein „Seelsorger der Menschheit“ deutlich, der – wieder einmal – einlädt, sich der „Dynamik der Bekehrung“ zu unterziehen und damit Neues zu wagen um die Welt in eine gute Zukunft zu führen.


Hier die Daten zum Buch
Papst Franziskus: Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise, München: Kösel 2020, 192 Seiten
ISBN: 978-3466372720, € 20,60
kindle, Ebook: € 15,99