Herberge suchen
In vielen Kirchen rund um den Erdball wird in der Weihnacht ein uns allen bekanntes Evangelium verkündet[1] – und wohl auch in unterschiedlichen Sprachen dem Geheimnis dieser „Heiligen Nacht“ mit „Stille Nacht“ nachgespürt (werden). Dass die damaligen Ereignisse alles andere als „lieblich“ und sicher „ohne Schnee“ abgelaufen sind, steht außer Zweifel: zu schwierig waren die Zeiten damals am Rand des großen Römischen Reiches. Selbst aufrüttelnde Teile des Weihnachtsevangelium der Heiligen Nacht werden und wurden – zumindest in „normalen Zeiten“ – durch Brauchtum in einer Art und Weise vergegenwärtigt, die beinahe schon das Gegenteil von dem ausdrückt, was sich da abgespielt. Mit dem Satz des Lukasevangeliums „So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; […] und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,4.7) verhält es sich, meine ich so.
Wen wundert’s, dass in den letzten Wochen und Monaten viele nicht müde waren, auf so manches Elend an den Toren Europas hinzuweisen: Moria oder – nach dessen Abfackelung – Kara Tepe sind auf Lesbos mittlerweile zu signifikanten Bildern des humanitären Versagens Europas angesichts flüchtender Menschen geworden.[2] Die Argumente die „dagegen“, auch wenn diese differenziert gebracht werden, verstummen auch nicht.
Jedenfalls: da ist Not! „Österreich hat dankenswerterweise Hilfsmaterial geliefert, das freilich nur langsam ankommt. Bürgermeister, Gemeinden, Pfarren haben ihre Bereitschaft erklärt, Familien bei uns aufzunehmen. Ich bitte darum!“ mein daher Kardinal Schönborn in einer Kolumne Ende vergangener Woche.[3] Not sieht Not! Und: gerade weil wir Weihnachten feiern in außergewöhnlichen Umständen könnten uns auch diese Zeilen der Frohen Botschaft von Weihnachten neu bewusst, nicht nur gehört, sondern auch gelebt werden.
[1] Lk 2,1-20: https://www.katholische-kirche-steiermark.at/section/das-weihnachtsevangelium
[2] Christoph Kardinal Schönborn in „Heute“ am 18.12.2020: https://www.heute.at/s/tausende-fluechtlinge-suchen-eine-herberge-100118503
Hermann Glettler nach einem Faktencheck vor Ort: https://www.dibk.at/Meldungen/Glettler-bei-Fluechtlingen-auf-Lesbos-Nicht-mehr-wegschauen!
Auch Caritas-Präsident Landau hat diese Frage im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau Österreichs nach der Pandemie deutlich ins Wort gebracht: https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5913919/Mit-ImpfBeginn_Landau-fordert-Wiederaufbauplan-fuer-Oesterreich
Die österreichischen Bischöfe haben sich schon in ihrem Hirtenwort zu Pfingsten und danach auch in Presseerklärungen zu Wort gemeldet. Steirische Wortmeldungen von unterschiedlichen Personen in Verantwortung .- natürlich auch von mir – könnten genauso benannt werden wie etwa die Aktion der steirischen Katholischen Aktion #wirhabenplatz auf facebook (https://www.facebook.com/hashtag/wirhabenplatz). Auch Medien wie der ORF (vgl. etwa „Orientierung“ am vergangenen Sonntag) und diverse Tageszeitungen haben zumal in den letzten Tagen immer wieder vom himmelschreienden Unrecht berichtet.
[3] Christoph Kardinal Schönborn in „Heute“ am 18.12.2020: https://www.heute.at/s/tausende-fluechtlinge-suchen-eine-herberge-100118503