Was hat sich in die hunderttausenden in diesen Tagen beim größten event der katholischen Kirche, ihrem Weltjugendtag in Panama, eingegraben? Wenn die Frage doch nur so einfach zu beantworten wäre. Einige Annäherungen …
- Jetzt: die einfache und alles andere als „lange“ Ansprache des Papstes auf dem großen Feld „Johannes Paul II.“ im Metro Park – und wohl bald eine Wohnsiedlung. Auf dieses „Jetzt“ kommt es an – nicht auf das, was vielleicht sein wird, das „probieren wir es halt“ oder das bloße Träumen. Und das in einem zumindest zweifachen Sinn: die Jugend ist das „Heute“ der Kirche, nicht erst ihre Zukunft. Denn an ihr wird jetzt (!) deutlich, wie Kirche sein könnte, sein wird in einigen Jahren … Und: im Augenblick, in meinem Alltag spielt sich das Leben ab, nicht im Irgendwo – und hierfür ist unser Glaube „geschaffen“.
- Lieben: niemand ist es nicht wert geliebt zu werden. In seiner Art hat der Papst die Menge in der Vigil zum Sonntag an Grundlegendes dessen erinnert, das mit unserem Christsein verbunden ist. Einige Zeugnisse von Menschen über Lebenssituationen, die für sie herausfordernd waren, standen am Beginn der abendlichen Andacht und machten deutlich, wie gut und nötig es ist, der Liebe keine Grenzen zu setzen. – Freilich: im Konkreten ist Liebe mitunter alles andere als „eitle Wonne“ – auch das wurde in den Lebenszeugnissen deutlich. Aber sie ist die DNA derer, die sich zu Christus bekennen.
- Brücken: Schon bei der Eröffnung an der modernen Strandpromenade von Panama-City machte der Papst deutlich, dass unser Glaube einer ist, der verbindet. Und daher wir als Nachfolger Jesu Christi Brückenbauer sind, weil auch ER die Brücke zwischen Himmel und Erde – Gegensatz pur! – in Person ist. Wie leicht es doch jungen Menschen gelingt, die um dasselbe Ziel wissen [mit Ergriffenheit habe ich einen jungen Kuwaiti vor mir, der ganz nah beim Papst zu sitzen kam und seiner Freude darüber eindeutig zum Ausdruck gebracht hat].
- Auseinandersetzung: Alles andere als einfach ist die Weltgegend, in der dieser Weltjugendtag stattgefunden hat. Es passt zum mittlerweile „sprichwörtlichen“ „an die Ränder gehen“, von dem Papst Franziskus immer wieder spricht. Und in den Pilgern und deren oft wild geschwungenen Flaggen waren die „hotspots“ dauernd präsent. Das musste nicht mit Verve angesprochen werden: Venezuela, Nicaragua und wie die Orte der Herausforderungen auch immer heißen mögen, in denen Jugendliche sich als Gläubige zu bewähren haben: in dieses Leben sind sie hinein gestellt. Und wir als Menschen aus einer wirklich begnadeten Weltgegend, sind gerufen, sie „drin“ zu haben – denn: wir alles sind ein Leib in Christus, wie es auch in einer der Sonntagslesungen geheißen und bei der Kommunion während der großen Aussendungsmesse gesungen wurde. Und darauf kommt es an.
- Mit den Jugendlichen; uns Erwachsenen hat der Papst an einer Stelle bei der Nachtfeier auch kräftig ins Gewissen geredet: er hat uns aufgefordert, tatsächlich auf die Jugendlichen zu hören, um daraus – und die Synoden vergangenen Herbst ist ja ein Beispiel dafür – nach Wegen zu suchen, die wir als Kirche gehen können. Sind wir wirklich Hörende, bin ich wirklich Hörender?
- …
Noch manches müsste, sollte, könnte benannt werden. Einige Annäherungen an vielleicht Bleibendes sollen genügen.
P.S.: Das, was ich hier geschildert habe, ist eben auch Kirche und verdient, da es sich täglich in kleineren Dosen vor Ort ereignet auch entsprechende Wahrnehmung. So wie bei den Debatten unter und mit den Jugendlichen hier so manches angegangen und angefragt, auch debattiert wurde, so ist eine Kirche, in der wie aufeinander achtgeben und zugehen etwas, was dem mehr entspricht, was unser Herr und Meister sich von uns gedacht hat und wohl auch von uns erwartet. Freilich: es gibt Skandale, keine Frage, aber Hoffnung und damit Glauben werden auch (und: vor allem?) durch solche Erfahrungen eingesenkt in die „Erde des Lebens“. Ich sehe keinen Grund, trotz allem (!) Kirche und ihre Erfahrungen herunterzuspielen (irgendwo war in diesen Tagen etwa von Zehntausenden die Rede, die hier gewesen seien; meine Erfahrung vor Ort war eine andere: auch wenn der Weltjugendtag hier keine der Dimensionen angenommen hat, die er in Krakau oder früher in Manila erreicht hat – er ist eben auch hier (!) und damit in Panama vor sich gegangen). Ja: m.E. wäre auch in der öffentlichen Wahrnehmung das eine oder andere Stellrädchen zu drehen, denn Kirche ist eben katholisch …