Ausgehend von den Lesungstexten der Kirche am Donnerstag der 29. Woche im Jahreskreis (Lesung: R\u00f6m 6,19\u201323; Evangelium: Lk 12,49\u201353) habe ich mir Gedanken zu unserem Nationalfeiertag gemacht:<\/p>\n\n\n\n
1. Paulus fordert die in Rom auf, die in der Nachfolge Jesu Christi stehen, das Leben in all seinen Dimensionen – also auch mit den „Gliedern des Leibes“ – in den Dienst der Gerechtigkeit zu stellen, damit die Heiligkeit, also das Leben auf ewig bei Gott, erlangt wird. Mir ist dabei der Gedanke gekommen, ob das nicht auch in gewisser Weise eine aus dem Glauben gepr\u00e4gte Beschreibung dessen ist, was uns als \u00d6sterreicherinnen und \u00d6sterreicher und damit Glieder eines Gemeinwesens auszeichnet, das heute den Nationalfeiertag begeht – im Gedenken an das Gesetz zur immerw\u00e4hrenden Neutralit\u00e4t?<\/p>\n\n\n\n
2. Ja: es geht um Gerechtigkeit – und das ist mehr als Recht sprechen und auch mehr als Recht haben. Letztlich ist es – wenn ich es versuche biblisch auszudr\u00fccken – „schalom“, was ja weit mehr als blo\u00dfen Waffenstillstand bedeutet. Dieser Friede geht uns in der Welt von heute an zahlreichen Pl\u00e4tzen ab. Ich muss wohl keine Beispiele im Heute unserer Tage hierf\u00fcr nennen – wir alle st\u00f6hnen ja unter so manchen Lasten, die uns leiden lassen, weil es an Gerechtigkeit, weil es an Frieden fehlt, f\u00fcr jene die nach uns das „gemeinsame Haus“ bewohnen wollen, im Kleinen der Gesellschaft wie auch im Gro\u00dfen der Welt, der V\u00f6lker und Nationen. Blicken wir auf zu unserem Gott, den wir als „Vater“ ansprechen: damit ist eigentlich allen Menschen dieser Welt ein Orientierungspunkt geschenkt und ein Ziel, von dem aus betrachtet die rechte Richtung f\u00fcr die Gestaltung des pers\u00f6nlichen wie gemeinschaftlichen Lebens anzugehen angezeigt wird. Ja: die Beziehung zu Gott hindert nicht daran, andere wirklich ernst zu nehmen, sondern er\u00f6ffnet – in rechter Weise gelebt – erst die M\u00f6glichkeit, wirklich jedem und jeder in der Art und Weise zu begegnen, die ihm bzw. ihr geb\u00fchrt.<\/p>\n\n\n\n
3. Diese rechte Ausrichtung auf IHN bringt es auch mit sich, dem N\u00e4chsten bzw. der N\u00e4chsten wirklich auf „Augenh\u00f6he“ zu begegnen, weil wir uns alle dadurch als Schwestern und Br\u00fcder verstehen und annehmen. Damit aber werden wir einander auch in der Art und Weise gerecht, wie sie uns als Menschen geb\u00fchrt – wir begegnen einander in jener W\u00fcrde, die uns auszeichnet, weil der Sch\u00f6pfer zum Menschen „ja“ gesagt hat. In Debatten dies vertieft zu bedenken w\u00e4re m.E. notwendig, damit wir auch [neu] lernen, in die Haut des Anderen zu schl\u00fcpfen, um seine Beweggr\u00fcnde zu verstehen und ihren Blickwinkel nachzuzeichnen. Wenn sich in diesen Tagen die Synode in Rom darum m\u00fcht, gibt sie ein weltweites Zeichen daf\u00fcr, dass es nicht darum geht, sich durchzusetzen, sondern darum, aus unterschiedlichen Perspektiven im Ernstnehmen meiner N\u00e4chsten nach dem zu suchen, was Gott von uns will, den wir alle als Vater bezeichnen.<\/p>\n\n\n\n
4. Lasst uns darum so<\/em> die Welt (mit-)gestalten. Sie hat es bitter n\u00f6tig. Wir sind in sie hineingestellt, um diesen Lebensstil in sie einzubringen. Nicht neutral im Sinn von „sich aus allem raushalten“, sondern neutral im Sinn von: eintreten daf\u00fcr, dass allen dieselbe Wirklichkeit des Lebens erm\u00f6glicht wird.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Ausgehend von den Lesungstexten der Kirche am Donnerstag der 29. Woche im Jahreskreis (Lesung: R\u00f6m 6,19\u201323; Evangelium: Lk 12,49\u201353) habe ich mir Gedanken zu unserem Nationalfeiertag gemacht: 1. Paulus fordert die in Rom auf, die in der Nachfolge Jesu Christi stehen, das Leben in all seinen Dimensionen – also auch mit den „Gliedern des Leibes“ … Gedanken zum Nationalfeiertag<\/span> weiterlesen