Alle Beiträge von Wilhelm Krautwaschl

„Neue Priester braucht das Land“

Das was Papst Franziskus in Neapel Priestern, Ordensleuten und Seminaristen mit auf den Weg gegeben hat, ist die meines Erachtens eigentliche Not wendende Perspektive für das Amt in der Kirche. Im blog von Radio Vatikan ist die Arbeits-Übersetzung rasch verfügbar gemacht worden … Hier können diese wichtigen Worte nachgelesen werden.
Erst gestern habe ich – und des Papstes Gedanken haben mich unwillkürlich daran erinnert – mit Kollegen einen kurzen Gedankengang von Bischof Klaus Hemmerle geteilt (in: Hemmerle, Klaus: Gottes Zeit – unsere Zeit. Gedanken für jeden Tag, München-Zürich-Wien: Neue Stadt 1994, 97). Schon 1969 (!) meinte er in einem Vortrag, lange vor seiner Bestellung zum Bischof von Aachen: „Persönlich habe ich erfahren, dass ich nicht in erster Linie Priester bin und dannnachher auch noch das Evangelium zu leben habe. Neun, die Sache ist genau umgekehrt: Ich bin Christ, bin zum Evangelium berufen, und nur weil ich es ganz und radikal leben will, nur weil ich als Berufung Gott selbst habe, nur deshalb kann ich ein Zeuge für diese Wahrheit, kann ich Priester sein und das Evangelium verkünden. So darf ich nicht das Priestertum erwählen, sondern Gott allein, der die Liebe ist. Deshalb muss ich auch mit einem Ja, mit einem Danke auf das Kreuz zugehen, wie es jeden Tag auf mich zukommt.“

b+: ein kirchliches Leistungszentrum?

Aus einer ganz anderen Ecke kommend hat Christian Hennecke mehr als bedenkenswerte Gedanken zu „kirchlichen Leistungszentren“ geschrieben … Ich fühle mich pudelwohl im „b+„, dem Internat der Katholischen Kirche Steiermark. …

Uns wurde mittlerweile auch der vollständige Artikel von Christian Hennecke im Pastoralblatt Nr. 2(2015) zur Verfügung gestellt. Er kann hier eingesehen werden.

Von Jesus gepackt sein

Am heutigen Sonntag hatte ich Gelegenheit mit Firmlingen der Pfarren Graz – St. Leonhard und Ragnitz den Sonntag in der Messe zu feiern. Eine der vorgesehenen Lesungen aus der Heiligen Schrift haben mich zu den Gedanken während der Predigt animiert.

Hier die Worte der Lesung aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther (Kap. 9, Verse 16-19 und 22-23:
„Wenn ich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde. Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf mein Recht verzichte. Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.“

Und hier das, was ich mir für die Homilie vorbereitet hatte – in der Situation vor Ort waren die Formulierungen freilich andere, der Inhalt aber ähnlich:
„Paulus muss eine imponierende Gestalt gewesen sein. Er kann nicht anders als das Evangelium verkünden. Und was der nicht alles auf sich genommen hat. In der damaligen Zeit! Unvorstellbar – mit den damals möglichen Hilfsmitteln etc. etc. – Ich kann nicht anders als sagen: der muss wirklich total von dieser Botschaft Jesu getroffen worden sein, dass er sich das (!) alles angetan hat. –    
Auch in unserem Leben: wenn uns etwas bis ins Innerste trifft, dann lassen wir alles liegen und stehen und widmen uns ganz und gar dem. Stimmt?! Egal, ob diese Sache für den/die Andere/n ähnlich bedeutsam ist. Ausgehen, facebooken, Schule, chillen, … – was auch immer es sein mag. Stimmt’s? Da werden Entbehrungen auf sich genommen, nur um genau das eine, was einem/einer wichtig ist, machen zu können. Da wird dann auch nicht so genau auf das Geld geschaut – bei mir ist das leider immer wieder bei technischen Geräten so.
Selten bis gar nicht ist unter uns die Erfahrung anzutreffen: so gepackt wie Paulus zu sein, dass ich alles liegen und stehen lasse und die Verkündigung des Evangeliums von Jesus gleichsam als „Zwang“, als „innere Notwendigkeit“ empfinde. – Doch Halt! Bei mir zumindest sollte es so sein, zumindest so ähnlich. Ich bin ja Priester. Und das stimmt. Mein „Job“ ist es, das Evangelium zu verkünden – das war zumindest die erste Frage, die mir der damalige Diözesanbischof Johann Weber vor der Weihe gestellt hat. Daher: Ich muss mir immer wieder die Frage stellen, ob mich das Evangelium von Jesus so in den Bann zieht, dass ich alles liegen und stehen lasse … – 1 Moment ist dabei: ich versuche, Monat für Monat 1 Satz aus der Bibel mit anderen rund um die Welt zu leben. Das ist spannend. Und ich entdecke: mein Leben bekommt damit Tiefgang.
So sehr es also stimmt, dass Priester davon betroffen sein „müssen“, so sehr ist es auch wahr, dass dieser „Zwang“ eigentlich jeden betreffen sollte, der getauft ist. Denn: Jesus will uns ja ein tolles, ein erfülltes Leben schenken. Jedenfalls hat er das seinen Jüngern versprochen (vgl. Joh 10). Also auch uns, die wir jünger oder älter sind, aber eines zumindest gemeinsam haben, nämlich die Taufe. Also das Hineingenommen werden in die Gemeinschaft der Kirche, derer also, die heute, 2015, Jesus nachfolgen. Und dieser Begriff „Nachfolge“ heißt ja: ich versuche mit allem was mir möglich ist, in den Fußspuren Jesu zu gehen, also eigentlich: ich versuche heute und hier so zu leben wie Jesus gelebt hat. Bumm.
Und genau das gilt es umzusetzen – wo du, du, du, wo ich, wo Sie, Sie, … leben. Zu Hause: Was heißt es da, dort wie Jesus zu leben? – In der Schule: Was heißt es da, … – Unter Freunden: Was heißt es da, … – Ich kann mir vorstellen, dass einige (mehrere?) da sagen müssen, wenn sie ehrlich sind: Eigentlich mach ich mir da nichts draus. Ich leb halt vor mich hin, und der Tag vergeht ohnedies irgendwie. Außerdem: ist das nicht fad, wie Jesus zu leben? Da muss man dann ja dauernd fromm sein … – Ich kann dem nur entgegenhalten, dass ich um einige Menschen weiß, an die noch Jahrhunderte später ganz intensiv gedacht wird, weil sie Jesus ernst genommen haben, die Heiligen. Ich kenne aber auch Menschen, die heute deutlich machen, dass es alles andere als fad ist zu glauben. Denn: ihr könnt Euch vorstellen, dass es aufregend sein muss, „immer auf dem Sprung“ zu leben, also immer, eigentlich jeden Augenblick sich die eine Frage zu stellen: „Was würdest du, Jesus, jetzt tun?“ …“

bewegt sein

In einer Ansprache an die Teilnehmer des 3. Weltkongresses der kirchlichen Bewegungen und Gemeinschaften am 22.11.2014 hat Papst Franziskus die Bedeutung der „Bewegung“ unterstrichen und die Gefahr in Erinnerung gerufen, sich der Sendung in die Kirche und Welt nicht mehr bewusst zu sein. Nun ist diese Ansprache auf deutsch offiziell verfügbar; hier ist sie zu lesen.

Gott Raum geben – im eigenen Leben

In diesen Tagen bin ich als Priester gefordert. Ich bin bei Besinnungs- und Einkehrtagen engagierter Männer und Frauen dabei. Über 100 sind ins Mariapolizentrum, dem Seminarzentrum „Am Spiegeln“ in Wien gekommen. Menschen, die in den Anforderungen der Welt von heute Gott Raum zu geben versuchen. Diese Erfahrung tut mir als Priester mehr als gut: in Gesprächen, bei der Spendung der Sakramente – oft werde ich bei Aussprache und Beichte „gebraucht“, im Anstellen beim Essen, bei den verschiedenen Impulsen etc.: überall scheint das Licht Gottes durch die unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten durch.

Ich mache die Entdeckung – zum wiederholten Mal, und gerade deswegen ist sie immer wieder nötig: die Botschaft des Evangeliums ist nicht eine abgehobene, sondern will durch uns Menschen heute neu „Fleisch“ werden. Ich, Du und Wir sind dazu berufen, mitten in der Welt deutlich zu machen, wer Gott ist und wie er ist. Toll eigentlich: wie damals in Palästina, so gibt ER sich heute durch uns der Welt preis … Und: durch uns möchte ER heute „zur Welt gebracht“ werden.

Gott auf der Spur

Seit es Menschen gibt, gibt es Sehnsucht. Sehnsucht auch nach Gott. In Weihnachten wird die Sehnsucht gestillt, nicht weil sich der Mensch Gottes ermächtigt hätte, sondern weil Gott sich zum Menschen auf den Weg gemacht hat.

Seit es Christen gibt, spüren diese weltweit diesem großartigen Geschenk nach, was dies wirklich bedeutet, dass Gott in seinem Sohn einer wie wir wurde. Ein Mensch mit Haut und Haaren, mit Geburt und Tod …: Gott also in der Zeit.

Seit den Tagen des heiligen Franziskus wird diesem Nachspüren des „Größten im Kleinsten“ Gestalt in Krippen verliehen. In den vergangenen Tagen war ich in einigen Kirchen der Wiener Innenstadt auf einer „Kripperlroas“. Unterschiedlich wurde da dem einen Glauben Gestalt verliehen: mal in Lebensgröße, mal in großen und lebendigen Landschaftsdarstellungen, mal im Ausdruck des 20. Jahrhunderts, mal mit Mitteln des 19. – Eigentlich kommen wir nie ans Ende damit, Gott ins Bild zu bringen.

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Eingeladen zum Leben

Das „Wort des Lebens“ lädt rund um die Welt tausende Menschen ein, einen Monat lang sich ganz besonders einem Wort aus der Heiligen Schrift zu widmen. Es gilt, dieses in die Tat umzusetzen, in den Alltag des Lebens. Ein kurzer Kommentar, der hier zu finden ist, hilft sich auf Lebens-Aspekte der Bibelstelle einzulassen. – Ich bin schon gespannt darauf, was sich bei mir so tun wird mit diesem Wort …