Zukunft

P. Josef Hehenberger kam als Zisterzienser-Student nach Brasilien. 1966. Und er lebt nunmehr hier am Rand von Jacobina in einem „Kurhaus“ [so würden wir das wohl in Ö nennen, aber es ist mit einem solchen bei uns nicht vergleichbar] – nach aufregenden Jahrzehnten, in denen seine Arbeit alles andere als immer wohlgelitten war. Mehr als 100 (Pfarr-)Schulen hat er eröffnet, auch für kirchliche Verantwortungsträger war sein Engagement für die „Kleinen“ und die „Armen“ da und dort eine Herausforderung. Er hat Menschen „am Rand“ hier in vielfacher Weise – oft begleitet von Ordensfrauen – geholfen. „Wer Gott hat, hat Zukunft!“ fällt mir ein, wenn ich an seine Tränen, die er gestern Abend bei unserem Ankommen nur schwer unterdrücken konnte, und an seine Erzählungen aus den Jahrzehnten im Nordosten Brasiliens denke, das so ganz anders ist als der Süden und erst Recht als die Städte, die üblicher Weise uns sofort einfallen, wenn wir an Brasilien denken … Heute zeigte er uns noch voller Stolz die Kapelle der Muttergottes von Guadelupe, die auf einer Anhöhe am Kreuzweg auf der anderen Seite des Bachtales steht, verehrt wird. Hier ist Zukunft, dachte ich mir nach dem Segen, den ich ihm gegeben habe – trotz des von Alterserscheinungen gezeichneten Leibes …

Zukunft und Fragen an sie haben wir einige Minuten mit dem Auto entfernt dann gleich nochmals gesehen. Die Augen der jungen Frau in einem Dorf nach der größten Goldmine von Brasilien glänzen, auch wenn die Perspektive nach Zukunft und damit Leben alles andere als rosig für sie und die Dorfbewohner sind – eines wurde erst vor geraumer Zeit von praktisch allen Bewohnern verlassen, weil die Wasserquelle vergiftet war – und keiner will’s gewesen sein … Der riesige Staudamm – mittlerweile der dritte – hinter dem die kontaminierten Gesteine aus dem Berg gelagert werden und mittlerweile ein Tal „aufgefüllt“ haben ist nicht unbedingt nur Sicherheit gebend. Gott sei Dank unterstützt hier die „Landpastoral“ der Kirche (CPT) die hier schon lange vor dem industriellen Goldabbau, der immer mehr in den letzten Jahrzehnten zunahm, Lebenden mit Rechtsbeistand und Beratung. Nachdenklich macht mich auch ein Satz unseres Begleiters in diesen Tagen: „Was wird, wenn die Mine geschlossen wird? Das Wasser, das hier reichlich vorhanden ist, wird weiter in die Stollen einsickern, die schon ca. 400 km unter Tag ausmachen, und damit weiterhin ungenießbar sein und irgendwann …?“ Ich möchte mir nichts ausmalen von dem, was hier passieren könnte und fahre still und sehr nachdenklich mit den anderen aus dem Welthaus und der missio weiter.